In ihrem zweiten Sammelband zum NSU-Skandal (das erste Buch „Made in Thüringen? Nazi-Terror und Verfassungsschutz-Skandal“ erschien 2012) ziehen die Autorinnen und Autoren um Bodo Ramelow ein erstes Fazit: „Rassismus – das ist neben all den offenen Fragen um das Agieren des Staates das eigentliche Thema im Fall des NSU.“ Sie beleuchten den Stand der (Nicht-)Aufklärung quer durch die Republik und das rechtsextreme NSU-Umfeld. Gregor Gysi und Jens Petermann begründen ausführlich, weshalb die Auflösung des Verfassungsschutzes der nächste logische Schritt in der Aufarbeitung der Ereignisse ist. Petra Pau warnt davor, dass die Gesellschaft schnell wieder zur Tagesordnung übergeht: „Aber zuweilen beschleicht mich ein schlimmes Gefühl: Das NSU- Desaster war für manche offenbar nur ein TV-Thriller. Zum Schluss waren die Bösen tot, die Guten haben obsiegt und alles geht ‚seinen geregelten Gang‘. Wie gehabt. Als sei nichts gewesen.“

Bodo Ramelow (Hg.): Schreddern, Spitzeln, Staatsversagen – Wie rechter Terror, Behördenkumpanei und Rassismus aus der Mitte zusammengehen. VSA 2013, 240 Seiten

Ende 2010 schickte die Fraktion DIE LINKE. im Bundestag der Bundesregierung einen langen Fragenkatalog zum Umgang mit der NS-Vergangenheit. Ergebnis: 26 Bundesminister und ein Bundeskanzler waren Mitglieder der NSDAP oder anderer NS-Organisationen, darunter der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher. Der Journalist Malte Herwig skizziert Lebenswege von Männern, die zwischen 1926 und 1928 geboren wurden, jung in die Nazipartei eintraten und nach dem Krieg die politische und kulturelle Entwicklung mitbestimmten. Einige befragte er zu Schuld, Verdrängung und Aufarbeitung. Dabei vermied er  pauschale Anklagen. Breiten Raum widmet er dem Umgang mit den Akten in DDR und BRD. Während die Stasi ihr Wissen propagandistisch nutzte, sorgte Genscher mit dafür, dass die NSDAP-Kartei erst nach seiner Amtszeit als Minister von den USA an Deutschland zurückgegeben wurde.

Malte Herwig: Die Flakhelfer – Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden. Deutsche Verlags-Anstalt 2013, 320 Seiten