Wenn es nach Paul Mason geht, ist die Beseitigung des Neoliberalismus nicht so schwer: „Wir müssen die Hochfinanz unterdrücken, die Sparpolitik rückgängig machen, in grüne Energien investieren und gut bezahlte Arbeit fördern. Aber was kommt danach?“ Der britische Journalist erwartet ein Aufblühen der Sharing Econony, angetrieben von dezentralen Märkten, Digitalisierung und Netzwerken. Um seine Theorie zu begründen, streift er durch die Geschichte der Wirtschaftswissenschaften. Wenn stets technischer Fortschritt wie Eisenbahnbau und automatisierte Massengüterproduktion die Entwicklung beschleunigte, kommt sie nun ins Stottern, weil bestimmte wirtschaftliche Prinzipien nicht mehr passen. Der Kapitalismus erweist sich als zu unflexibel, sein Ende naht als Reform und nicht als Revolution. Ein spannendes, gewaltiges und lehrreiches Buch.
Paul Mason: Postkapitalismus – Grundrisse einer kommenden Ökonomie. Übersetzt von Stephan Gebauer; Suhrkamp 2016, 430 Seiten
Was genau machen Menschen durch, die auf der Flucht sind? Was treibt sie an, mobilisiert sie? Kann jemand, der in Sicherheit und Frieden aufwuchs, das nachempfinden und beschreiben? Der junge britische Guardian-Reporter Patrick Kingsley kann es. Er recherchierte in 17 Ländern auf drei Kontinenten und begleitete Flüchtende auf ihrem gefährlichen Weg über das Mittelmeer oder den Balkan nach Europa. Sein Bericht berührt sehr und wirft viele Fragen an die Regierenden in der EU auf. Denn: „Mit jedem ihrer verzweifelten Pläne ignorierten die Politiker die Realität der Situation – nämlich dass die Menschen einfach kommen, ob wir es wollen oder nicht.“ Wer die Probleme lösen will, sollte dieses Buch lesen.
Patrick Kingsley: Die neue Odyssee – Eine Geschichte der europäischen Flüchtlingskrise. Übersetzt von Hans Freundl und Werner Roller; C.H.Beck 2016, 332 Seiten