Was die Wirtschaft aus den Krisen lernen muss – so der Untertitel seines Buches – fasst James K. Galbraith bereits im Vorwort in einem Satz zusammen: „Das erste ökonomische Ziel unserer Zeit sollte nicht das Wachstum sein, sondern die Solidarität in unserem Streben nach einem guten Leben.“ Wenn die Wirtschaft nur langsam wächst, sollte die Gesellschaft ein würdevolles Leben und Arbeiten, soziale Sicherheit, Gerechtigkeit und Teilhabe garantieren. Dazu kommt der Klimaschutz. Galbraith überprüft hierfür die Wirkungen der gängigen Konzepte, also von Konjunkturprogrammen und von Sparpolitik. Letztere schneidet deutlich schlechter ab. Auch wenn sich die Analyse zuerst an das amerikanische Publikum wendet, lassen sich auch für die Diskussion in Europa wichtige Schlussfolgerungen ziehen. Gerade hier lassen sich die sinnlosen, krisenverschärfenden Folgen der Austeritätspolitik gut studieren.

James K. Galbraith: Wachstum neu denken – Was die Wirtschaft aus den Krisen lernen muss. Übersetzt von Peter Stäuber; Rotpunkt 2016, 304 Seiten

„Das Vermögen vieler Deutscher ist erheblich niedriger als das ihrer Nachbarn. Es zählt zu den niedrigsten in ganz Europa und ist weniger als halb so groß wie das anderer Europäer.“ Das schreibt der Ökonom Marcel Fratzscher. Er ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, gewiss keine linke Denkfabrik. Fratzscher stört die wachsende Ungleichheit, also erklärt er ausführlich ihre Ursachen und wie sie verschleiert wird. Denn hohe Pro-Kopf-Einkommen führen nicht automatisch zu einem hohen Vermögen. Zudem bestimmt die soziale Herkunft immer stärker, ob jemand aufsteigt oder nicht: „In kaum einem anderen Land bleibt Arm so oft Arm und Reich so oft Reich – über Generationen hinweg.“ Vor allem verliert die Mittelschicht. Marcel Fratzscher liefert Zusammenhänge und hinterfragt gewohnte Erklärungsmuster. Man muss seine Schlussfolgerungen nicht immer teilen, doch es lohnt, sie zu kennen.

Marcel Fratzscher: Verteilungskampf – Warum Deutschland immer ungleicher wird. Carl Hanser 2016, 264 Seiten