„Mit den Flüchtlingsbewegungen stellen sich die grundlegenden Gerechtigkeitsfragen mit besonderer Dringlichkeit, und ihr globaler Charakter wird in aller Deutlichkeit klar.“ Präzise filtert Katja Kipping heraus, weshalb es Flüchtlinge nach Europa zieht: Reiche Länder sichern ihren Wohlstand, indem sie arme Länder auspressen und ihnen Ressourcen für eine erfolgreiche Entwicklung nehmen. Krieg, Klimawandel und Korruption bekämpft der Westen nur zögernd oder gar nicht. Katja Kipping analysiert Fluchtursachen sowie Reaktionen der Herrschenden und Helfenden. Sie entwirft ein Programm, um drängende Integrationsaufgaben zu lösen: „Einwanderung darf nicht als Schrecken gedacht, sondern muss als Schlüsselfrage einer zukünftigen sozialen Gerechtigkeit verstanden werden.“ Leben wir künftig in einer solidarischen, sozial gerechten und offenen Gesellschaft oder in einer abgeschotteten, in der Wenigen alles gehört?

Katja Kipping: Wer flüchtet schon freiwillig – Die Verantwortung des Westens oder Warum sich unsere Gesellschaft neu erfinden muss. Westend 2016, 208 Seiten

Lynsey Addario sah viel von dem Leid, das Menschen in die Flucht treibt: „Ich fotografierte Familien, die mit den Habseligkeiten flüchteten, die sie auf dem Rücken tragen konnten, alte Menschen, die schweißgebadet auf der steinigen Straße dahinhumpelten, junge Eltern, die ihre Kinder auf den Armen trugen.“ Diese Szene erlebte sie im Jahr 2012, als 4000 syrische Kurdinnen und Kurden in den Irak flüchteten. Lynsey Addario fasst Erlebnisse aus 15 Jahren Kameraarbeit in den Krisengebieten der Welt zusammen. Sie war dabei, als sich Völker befreiten und als Kriege ausbrachen, als Kämpfe um Nahrung oder Bodenschätze eskalierten, sie geriet zwischen die Fronten und wurde entführt. Zahlreiche berührende, einzigartige Fotos in ihrem Buch erzählen davon. Sie gibt Not und Hoffnung ein Gesicht.

Lynsey Addario: Jeder Moment ist Ewigkeit – Als Fotojournalistin in den Krisengebieten der Welt. Übersetzt von Stephan Gebauer; Econ 2016, 368 Seiten