Rechtspopulismus in drei Worten? „Wut Verachtung Abwertung“ nennen Andreas Zick und Beate Küpper. In ihrem Sammelband nehmen sie AfD und Pegida genau unter die Lupe.

Frau Küpper, Sie schreiben: „Diese dunkle Wolke reicht weit bis in die Mitte der Gesellschaft hinein“. Wie weit?

Insgesamt neigen 20 Prozent der deutschen Bevölkerung deutlich zum Rechtspopulismus, 42 Prozent tendieren mit ihrer Zustimmung zumindest in Richtung rechtpopulistischer Einstellungen. Vielen dieser Personen dürfte gar nicht klar sein, dass sie mit ihren Einstellungen den Konsens demokratischer Meinungsvielfalt verlassen, der durch das Grundgesetz, die Menschenrechte und darüber hinaus den zentralen demokratischen Grundwerten von Vielfalt und Gleichwertigkeit abgesteckt ist. Empirisch zeigt sich: Es sind weniger die sozioökonomischen Bedingungen, als vielmehr Grundwerte, die das Ausmaß von Rechtspopulismus bestimmen.

Wie kann der Rechtspopulismus zurückgedrängt werden?

Tja, wenn das so einfach wäre. Wenn der Geist erst einmal aus der Flasche ist, ist es umso schwerer, ihn wieder hineinzubekommen. Wir können derzeit live beobachten, wie die Gesellschaft um ihr Wesen ringt: demokratisch und offen, oder wieder zurück zu autoritär und undemokratisch, in der einige aufgrund eines zugewiesen Merkmals wie Ethnie, Religion,  Geschlecht oder sexuelle Orientierung als mehr, andere als weniger wert gelten, mehr oder weniger Chancen und Rechte haben. Es gilt, die Grundlagen der demokratischen Verfasstheit und die sozialen Normen des Zusammenlebens deutlich zu machen und sich klar zu positionieren.

Welche Aufgaben haben Medien und Politik?

Sie sind hier besonders gefragt, endlich mit dem Hype um das Thema Geflüchtete, die nicht selten von rassistischen Stereotypen und Deutungsmustern beispielsweise gegenüber Muslimen begleitet werden, aufzuhören und zu einer ruhigen, gelassenen und nüchternen Debatte zurückzukehren. Die AfD ist nicht zuletzt auch dadurch hochgeschrieben worden. Alle sind aufgefordert, sich selbstkritisch danach zu befragen, an welchen Stellen oder gegenüber welchen sozialen Gruppen man nicht auch Stereotypen und einfachen Lösungen anheimfällt, weil es so einfach und bequem erscheint.

Andreas Zick, Beate Küpper: Wut, Verachtung, Abwertung – Rechtspopulismus in Deutschland. Herausgegeben für die Friedrich-Ebert-Stiftung von Ralf Melzer und Dietmar Molthagen; J.H.W. Dietz Nachf. 2015, 218 Seiten