Klimaprognosen gehören zu den komplexesten wissenschaftlichen Herausforderungen überhaupt. Hans Joachim Schellnhuber arbeitet seit drei Jahrzehnten auf diesem Gebiet, sein Buch wurde Autobiografie, Enzyklopädie und Manifest zugleich. Er ist ein Universalgelehrter, kennt sich auch in wirtschaftlichen, biologischen und mathematischen Zusammenhängen bestens aus. Seine Warnung: Werden fossile Brennstoffe verheizt wie bisher, steigt die Erdtemperatur bis zum Ende des Jahrhunderts um vier Grad. Die Selbstverbrennung der Menschheit rückt näher, spätestens ab sieben Grad entstehen auf dem Planeten unbewohnbare Todeszonen. Seine Forderung: Vergesst Anpassungsprogramme, sorgt für Nachhaltigkeit, steuert um! Sein Buch bringt großes Lesevergnügen und lädt zum Handeln ein.
Hans Joachim Schellnhuber: Selbstverbrennung – Die fatale Dreiecksbeziehung zwischen Klima, Mensch und Kohlenstoff. C. Bertelsmann 2015, 778 Seiten
Die Terroranschläge von Paris 2015 sind auch die Geschichte gelungener und gescheiterter Integration. Gila Lustiger, eine dort lebende deutsche Schriftstellerin, hinterfragt in ihrem sehr lesenswerten, sehr persönlichen Essay die Ereignisse. Sie sucht nach Ursachen und geht dazu bis ins Jahr 2005 zurück, als die Vorstädte bebten. Schon damals mündete die Wut und Zukunftsangst von Migrantenkindern in Gewalt, doch länger als ein paar Wochen erschütterte die Randale Frankreich nicht. Der Terror erreichte nun eine neue Stufe, denn jetzt geht es auch um Identität. Lustiger porträtiert eine zerrissene Gesellschaft, in der gängige Erklärungsmuster und gewohnte Antworten nicht passen. So macht sie das Ausmaß der Veränderungen, vor denen ganz Europa steht, deutlich.
Gila Lustiger: Erschütterung – Über den Terror. Berlin Verlag 2016, 160 Seiten