Falls Joseph Stiglitz den Wirtschaftsnobelpreis nicht schon hätte, müsste er ihn bald erhalten. In seinem neuen Buch untersucht er ausführlich, warum gegenwärtig die Systeme in Politik und Wirtschaft versagen. Die größer klaffende Schere zwischen Arm und Reich, zunehmende Arbeitslosigkeit und wachsender Bildungsnotstand liefern Hinweise dafür, was schief läuft: „Märkte können auch Vermögen konzentrieren, Umweltkosten auf die Allgemeinheit abwälzen und Arbeitnehmer und Verbraucher ausbeuten beziehungsweise übervorteilen. Aus all diesen Gründen ist klar, dass Märkte gezähmt und gezügelt werden müssen, um sicherzustellen, dass sie dem Gemeinwohl – dem Nutzen der meisten Bürger – dienen.“ Die weltweite Protestbewegung gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit zeigt, dass die Globalisierung bisher von den Regierungen so schlecht gestaltet wurde, dass fast nur die großen Unternehmen gewinnen. Stiglitz verlangt von der Politik neue Spielregeln und legt Konzepte für eine Steuer-, Bildungs- und Gesundheitsreform bis hin zum Entwurf eines neuen Gesellschaftsvertrages vor.

Joseph Stiglitz: Der Preis der Ungleichheit – Wie die Spaltung der Gesellschaft unsere Zukunft bedroht. Übersetzt von Thorsten Schmidt; Siedler 2012, 512 Seiten

Mit den Profiteuren der von Joseph Stiglitz beschriebenen Entwicklung, der kleinen Elite von Superreichen, beschäftigt sich ausführöich der Soziologe Hans Jürgen Krysmanski. Wer sind sie, wie definieren sie sich, welche Bedürfnisse teilen sie und wie setzen sie diese durch? Was hält ihre Liga zusammen? Wie gelingt es ihnen bisher, ihre „planetarische Stellung“ zu verteidigen, sich vor Umverteilung zu schützen und der Auseinandersetzung mit den 99 Prozent zu entgehen? Sein lesenswerter, kurzweiliger Streifzug beschäftigt sich auch mit der Frage, wann unermessliches Vermögen die Gesellschaft insgesamt bedroht und damit auch die Welt der scheinbar Unantastbaren infrage stellt.

Hans Jürgen Krysmanski: 0,1% – Das Imperium der Milliardäre. Westend 2012, 240 Seiten