Der kanadische Journalist Doug Saunders schafft mit seinem Buch genau das, was in der emotional aufgeheizten Debatte über die grausamen Morde von Rechtsextremisten in Deutschland und Norwegen wie auch über wirre Sarrazin-Thesen dringend nötig ist: Er lässt Fakten sprechen. Beispielsweise befasst er sich mit der Behauptung, in der europäischen Union würden bis zum Jahr 2035 die Muslime in der Mehrheit sein. Mit der Auswertung aktueller Studien belegt Doug Saunders, dass dann in Europa 58 Millionen Muslime leben und einen Bevölkerungsanteil 8 Prozent stellen werden. Saunders räumt viele Vorurteile in Sachen Integration und Extremismus aus dem Weg. „Nicht die Theologie steht hier zur Debatte, sondern das politische und öffentliche Verhalten“, schreibt er im Vorwort, denn er setzt sich nicht mit dem Koran, sondern mit jenen auseinander, die Religion und Mensch verwechseln.

Doug Saunders: Mythos Überfremdung – Eine Abrechnung. Übersetzt von Werner Roller; Blessing 2012, 256 Seiten

Wie sehr die Vorurteile gegenüber Muslimen in Deutschland wirken können, erzählen die drei Brüder Mojtaba, Masoud und Milad Sadinam. Zwischen 1984 und 1986 in Teheran geboren, flohen sie 1996 mit ihrer Mutter nach Deutschland und beantragten politisches Asyl. Anfangs sprachen sie kaum Deutsch und hatten keine Papiere, fühlten sich den Behörden ausgeliefert. Immer wieder wurde ihr Antrag auf Asyl abgelehnt, doch sie klagten sich mit Erfolg durch die Instanzen und erhielten schließlich die Aufenthaltserlaubnis. Inzwischen absolvierten die Brüder alle Schulstufen mit Bestnoten und studieren. Doch als Vorzeigemigranten wollten sie sich nicht benutzen lassen. Sie haben nicht wegen, sondern trotz Behörden erfolgreich ein neues Leben begonnen und stellen ihre kritischen Fragen zur Asylpolitik.

Mojtaba, Masoud und Milad Sadinam: Unerwünscht – Drei Brüder aus dem Iran erzählen ihre deutsche Geschichte. Bloomsbury 2012, 256 Seiten