„Die Suche nach Neuem ist eine Konstante. Unentwegt treiben unsere Gehirne uns an, gegen das Einförmige und Berechenbare anzugehen und ein Gleichgewicht aus Bekanntem und Neuem herzustellen. Deshalb entwickelt sich die Menschheit immer weg von Langeweile und vom Status quo. Dieses Bedürfnis, Routinen zu durchbrechen, ist die Grundlage der Kreativität.“ So fassen der Neurowissenschaftler David Eagleman und der Komponist Anthony Brandt zusammen, weshalb wir immer wieder nach frischen Ideen suchen und im Stillstand unzufrieden sind. Wenn ein Hirnforscher und ein Künstler dem Geheimnis der Kreativität nachspüren, verspricht bereits das eine vielseitige und unterhaltsame Reise ins Reich der Innovationen. Mehr als 200 Abbildungen zeigen beispielsweise Kunstwerke, Maschinen und Mode.

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Als im Juli 1970 beim Flug von Apollo 13 ein Sauerstofftank explodierte und die Reise zum Mond abgebrochen werden musste, meisterten die drei Astronauten und die Ingenieure der NASA viele kritische Situationen. Um die Luft an Bord zu reinigen, mussten nicht kompatible Filter aus dem Raumschiff und der Landefähre zusammengefügt werden. Die Ingenieure auf der Erde entwickelten einen passenden Adapter, bestehend aus dem Material, dass der Mannschaft im All zur Verfügung stand. Mit einer Socke, einer Plastiktüte und dem Luftschlauch eines Raumanzugs baute die Crew so vor Ort ein lebensrettendes System. David Eagleman und Anthony Brandt erläutern mit zahlreichen Geschichten, wie ein kreativer Geist arbeitet: Er biegt, bricht und verbindet. Was manchmal wie ein revolutionärer Durchbruch erscheint, durchlief bereits mehrere Entwicklungsstufen. Fehler sind dabei ausdrücklich erwünscht und gehören zum Lernprozess. Pablo Picasso nutze für seine Geniestreiche inspirierende Quellen, Steve Jobs entwickelte das iPhone auf Basis vorhandener Geräte. Kreative schaffen sich ein Umfeld, in dem sie ihre Ideen ausprobieren können und lassen sich kaum beirren. Sie sind mit schnellen Lösungen nicht am Ziel, akzeptieren das Risiko. Der Kreislauf schöpferischer Zerstörung wirkt überall, und die Autoren laden dazu ein, sich mutig und experimentierfreudig darauf einzulassen.

David Eagleman, Anthony Brandt: Kreativität – Wie unser Denken die Welt immer wieder neu erschafft. Übersetzt von Jürgen Neubauer; Siedler 2018, 288 Seiten

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Wenige Entscheidungen bestimmen darüber, ob ein Leben glücklich und zufrieden verläuft. Die Frage der richtigen Berufswahl gehört dazu. Den Psychologen Aljoscha Neubauer treibt ein von ihm immer wieder beobachteter Widerspruch um, nämlich „die mangelnde Selbsterkenntnis über unsere Begabungen, also unsere Eignungen, und die Tatsache, dass unsere Interessen erstaunlich oft nicht unseren Begabungen folgen, dass also Eignungen und Neigungen nicht zusammenpassen.“ Weil anderseits offenbar viele Menschen gar nicht wissen, welche Talente und Potenziale in ihnen darauf warten, sich entfalten zu können, legt er einen lesenswerten Leitfaden für den Weg zur Selbsterkenntnis auf diesem Gebiet vor. Dazu bietet er Tests an, mit den Ergebnissen erfahren die Leserinnen und Leser mehr über ihre Begabungen, Interessen und ihre Persönlichkeit. Aljoscha Neubauer erklärt beispielsweise, worin sich sprachliche, logisch-mathematische und räumliche Intelligenz unterscheiden und welche Chancen besonders gute Werte in dem einen oder anderen Bereich bieten.

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Er puzzelt verschiedene Potenziale auseinander: Eine starke kinästhetische Begabung zeichnet unter anderem Tänzerinnen und Tänzer aus, aber auch Mechanikerinnen und Mechaniker. Aljoscha Neubauer fügt Ergebnisse psychologischer Forschung auch deshalb leicht und allgemein verständlich zusammen, weil er auf 15 Jahre Erfahrung mit Talente-Checks bei Lehrlingen zurückgreifen kann. Dabei ging es immer um die Frage, welches Profil in einem bestimmten Beruf auf Erfolg hoffen lassen kann. Wozu er in seinem Buch anregt, wirkt weit über die Berufswahl hinaus. Er rät dazu, den eigenen Begabungen eine Chance zu geben und härter zu arbeiten, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Wer zu viel auf Widerstände achtet, steht sich oft selbst im Weg, und übergroßer Optimismus produziert unrealistischen Erwartungen. Aljoscha Neubauer hilft, das gesunde Maß zu finden und neue Herausforderungen anzupacken.

Aljoscha Neubauer: Mach, was du kannst. Warum wir unseren Begabungen folgen sollten – und nicht nur unseren Interessen. Deutsche Verlags-Anstalt 2018, 272 Seiten

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