Um mit einer Prognose genau den Punkt zu treffen, recherchiert und rechnet Bruno Jahn oft viele Stunden. Zerbricht die Eurozone? Eskaliert die Krise in der Ukraine zum Krieg zwischen Russland und der NATO? Greifen Bodentruppen einer fremden Macht in den jemenitischen Bürgerkrieg aktiv ein? Solche Fragen bearbeitete er für das „Good Judgment Project“ von Philip Tetlock, Jahn gehört inzwischen zum ausgewählten Kreis der Superforecaster. Welche Werkzeuge ihm neben dem Internet für seine Arbeit zur Verfügung stehen, wie er sein Gehirn dafür trainiert, erläutert er Schritt für Schritt in diesem Band. Dabei greift er unter anderem auf den Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahnemann zurück. Bruno Jahn beschäftigt sich mit Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen und stellt die Methode von Thomas Bayes für ihre Anpassung vor. Erstaunlich sind auch seine Geschichten darüber, wie bereits in vergangenen Jahrhunderten Prognosen gestellt wurden. Schließlich demonstriert er, wie mit skeptischem Abstand Filterblasen klein und Fake News unrealistisch werden. Diese Lektüre sorgt für viele Aha-Erlebnisse, schärft und justiert den gesunden Menschenverstand.

Bruno Jahn: Sichere Prognosen in unsicheren Zeiten – Wer die Gegenwart richtig liest, kann in die Zukunft schauen. Droemer 2018, 256 Seiten

Wenn Experten die Zukunft vorhersagen, schneiden sie oft nicht besser ab als Laien. Manchmal liegen sie sogar richtig daneben, analysierte der Psychologe Philip Tetlock. Er führte das auf den sogenannten „Bestätigungsfehler“ zurück: Die Profis waren sich ihrer Fachkenntnisse so sicher, dass sie ja recht haben mussten. Offenbar fehlte ihnen der Abstand zum Thema, ihre Ego stand ihnen im Weg. Im „Good Judgment Project“, einer von US-Nachrichtendiensten geförderten Massenstudie, untersuchte Tetlock zwischen 2011 und 2015, wie Durchschnittsamerikaner auf Fragen der Weltpolitik Antworten finden. Manche wussten es schließlich sogar besser als Analysten der Geheimdienste. Sie zeichnete eine bestimmte Denkweise aus: neugierig und offen für neue Informationen lasen sie viele Bücher und Qualitätsmedien. Sie errechneten Wahrscheinlichkeiten und bewerteten ihre Resultate selbstkritisch. Stets auf der Suche nach neuen Hinweisen wollten sie ihre Prognosen verbessern. Dabei blieben sie meist gelassen und entspannt. Philip Tetlock erzählt die Geschichte seines Projektes und porträtiert einige dieser Superforecaster. Ihre verblüffenden Ergebnisse laden ein, diese Methoden selbst auszuprobieren.

Philip E. Tetlock, Dan Gardner: Superforecasting – Die Kunst der richtigen Prognose. Übersetzt von Jürgen Neubauer; S. Fischer 2016, 336 Seiten