In ihrem lesenswerten Kapitalismus-Erklärbuch erläutert die taz-Journalistin Ulrike Herrmann unter anderem, weshalb das nette Wort „Marktwirtschaft“ die Verhältnisse hierzulande nicht wirklich erfasst: „Der Begriff Kapitalismus hat den Vorteil, dass er präzise beschreibt, was die heutige Wirtschaftsform auszeichnet: Es geht um den Einsatz von Kapital mit dem Ziel, hinterher noch mehr Kapital zu besitzen, also einen Gewinn zu erzielen.“ Ulrike Herrmann schildert, wie sich der Kapitalismus weltweit entwickelte und in Krisen schlidderte, wie die Inflation wirkt, dass schon lange spekuliert wird und wie sich der Kapitalismus selbst schachmatt setzt. Und sie räumt mit vielen Mythen auf: „Der Markt ist eine Spielwiese für die Kleinen. Dominiert wird die Wirtschaft von wenigen Konzernen, die große Teile des Umsatzes kontrollieren.“ Noch Fragen?

Ulrike Herrmann: Der Sieg des Kapitals – Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen. Westend 2013, 288 Seiten

Den englischen Pastor Thomas Bayes und den französischen Mathematiker Pierre-Simon Laplace hätte der Ausbruch der Finanzkrise 2007 vielleicht nicht überrascht. Denn sie entwickelten die Wahrscheinlichkeitsrechnung, heute bekannt als Bayes´sche Regel. Allerdings stellten sie das Konzept schon vor 150 Jahren vor. Seitdem wurde es bekämpft, tabuisiert und geriet in Vergessenheit. Im Computerzeitalter werden nun damit beispielsweise Geheimcodes geknackt, Erdbeben vorhergesagt und Flugzeugwracks gefunden. Sharon Bertsch McGrayne erzählt die spannende Geschichte dieser Formel. Nebenbei lädt sie dazu ein, Statistiken und Prognosen kritischer zu prüfen.

Sharon Bertsch McGrayne: Die Theorie, die nicht sterben wollte – Wie der englische Pastor Thomas Bayes eine Regel entdeckte, die nach 150 Jahren voller Kontroversen heute aus Wissenschaft, Technik und Gesellschaft nicht mehr wegzudenken ist. Übersetzt von Carl Freytag; Springer Spektrum 2013, 365 Seiten