Um zu begreifen, dass die Schere zwischen Reichtum und Armut immer weiter auseinanderklafft, muss man nicht Thomas Piketty lesen. Allerdings beweist er anhand umfangreichen Datenmaterials, das bis zurück ins 18. Jahrhundert reicht, dass diese Entwicklung keine Erscheinung des Kapitalismus, sondern seine Basis ist. Ohne diese Ungleichheit würde das System gar nicht funktionieren. Zu den bekanntesten Folgen gehören: Prekarisierung der Arbeitswelt, stärkeres Wachstum von Kapitaleinkünften als Einkommen aus Arbeit, Demokratieverlust. Als Lösung empfiehlt Piketty eine drastische Besteuerung der Reichen und Vermögenden. „Das hat doch DIE LINKE immer gefordert“, werden Sie jetzt sagen. Ja klar, das hat sie. Was nun fehlt, ist eine Diskussion, welche praktischen Schlussfolgerungen aus Pikettys Analyse gezogen werden. In Berlin traf sich medienwirksam Wirtschaftsminister Gabriel mit ihm. Ob er den Star-Ökonomen verstanden hat? Wohl eher nicht.
Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert. Übersetzt von Ilse Utz und Stefan Lorenzer; C.H.Beck 2014, 816 Seiten
Mariana Mazzucato räumt gründlich mit dem Vorurteil auf, der Staat sei als Unternehmer ein Versager. Im Gegenteil, Apples iPhone wäre ohne staatlich finanzierte Grundlagenforschung kaum auf den Markt gekommen. Auch Eisenbahn, Internet, Nanotechnologie und Pharmaforschung würde es ohne Staat nicht geben. Für Mariana Mazzucato steht fest, dass wir erneuerbare Energien nur dann dauerhaft und erfolgreich nutzen werden, wenn der Staat auch hier die Innovation vorantreibt. Dafür muss er von seinem verstaubten, bürokratischem Image befreit und der Zyklus „Risiken werden sozialisiert, Gewinne privatisiert“ durchbrochen werden. Der Staat muss einen fairen Anteil am Erfolg erhalten. Dieses Buch erweitert den Horizont.
Mariana Mazzucato: Das Kapital des Staates – Eine andere Geschichte von Innovation und Wachstum. Übersetzt von Ursel Schäfer; Antje Kunstmann 2014, 304 Seiten