Welche Folgen die Snowden-Enthüllungen auch für unser Kommunikationsverhalten haben und wie wir damit umgehen, füllt aktuell viele Bücher. „Die Wiederherstellung der Verfügungsgewalt über die Daten wäre der erste Schritt zu einem neuen Menschenrecht im digitalen Zeitalter. Ohne diese Selbstbestimmung wird es auf Dauer keine Demokratie geben – weder in der virtuellen noch in der realen Welt. Nur die Illusion davon“, lautet das Fazit von Stefan Aust und Thomas Ammann. Wir liefern permanent Daten, hinterlassen Spuren und Geheimdienste werten sie vollständig in Echtzeit aus. Ein Entrinnen gibt es kaum, schon der Versuch macht verdächtig. Horrorvision? Realität! Aust und Ammann führen vor, wie raffiniert Totalüberwachung und Datenmissbrauch legitimiert werden und konformes Verhalten fördern. Dies dient den Mächtigen und deformiert die Gesellschaft.

Stefan Aust, Thomas Ammann: Digitale Diktatur – Totalüberwachung, Datenmissbrauch, Cyberkrieg. Econ 2014, 352 Seiten

Was für tolle Aussichten! „Der Kontrollverlust hat gerade erst begonnen. Er wird sich weiter in alle Ritzen des Alltags fräsen und keine Nische undigitalisiert lassen. Weder die staatliche noch die wirtschaftliche noch die private Überwachung wird sich in irgendeiner Hinsicht zurückdrehen lassen. Die informationelle Selbstbestimmung, die dreißig Jahre zuvor mit so viel Verve und Pathos erstritten wurde, ist grundlegend zerstört.“ Weil wir die Kontrolle über unsere Daten verloren haben, beginnt ein neues Spiel nach neuen Regeln, so die These des Bloggers und Netztheoretikers Michael Seemann. Welche das sein könnten, beschreibt er flott und streitbar. Auch wenn er beispielsweise zum Verhältnis zwischen Staat und Plattformen sehr visionär diskutiert, sind seine Schlussfolgerungen wichtig für die Aufarbeitung des Datenskandals. Er verdammt die Netzwerke nicht, sondern stärkt das Selbstbewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer.

Michael Seemann: Das neue Spiel – Strategien für die Welt nach dem digitalen Kontrollverlust. Orange Press 2014, 256 Seiten