Wer liest, wie präzise Gabriele Krone-Schmalz den Russland-Ukraine-Konflikt analysiert, muss sofort an vorurteilsgeladene Bundestagsdebatten und schlecht vorbereitete Fernsehtalkshows denken. „Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Verstehen heißt doch nicht automatisch für gut befinden“, mahnt sie und puzzelt den Beginn des Streits akribisch auseinander: Das arrogante Handeln des Präsidenten Janukowitsch gegenüber den Maidan-Demonstranten, das arrogante Handeln der EU gegenüber Putin nach dem Krim-Referendum. Gabriele Krone-Schmalz entwickelt Perspektiven entlang der Geschichte der langsamen Annährung zwischen den Supermächten USA und UdSSR. Weshalb verheddert sich der Westen heute in gefährlicher Rechthaberei?

Gabriele Krone-Schmalz: Russland verstehen – Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens. C.H.Beck 2015, 176 Seiten

„Frauen arbeiten, genau wie Männer, an öffentlichen Orten. Sie brauchen Arbeit genauso dringend wie Männer, ja manchmal sogar noch dringender! Werden wir also endlich unser patriarchalisches, ungerechtes Gerede bleiben lassen, und die Schleuse des Staudamms der Ausreden endlich schließen?“ Für Sätze wie diese wurde der saudische Blogger Raif Badawi nach mehreren Verfahren schließlich zu zehn Jahren Gefängnis, einer hohen Geldstrafe und tausend Peitschenhieben verurteilt. Der weltweite Protest ist unüberhörbar, nun stellte der Journalist Constantin Schreiber eine Auswahl von Badawis Blog-Texten zusammen. Wir erleben einen mutigen Mann, der grausam bestraft wird, weil er seine Meinung sagt. Der Gewinn aus der Veröffentlichung geht übrigens an seine Familie.

Raif Badawi: 1000 Peitschenhiebe – weil ich sage, was ich denke. Herausgegeben von Constantin Schreiber, übersetzt von Sandra Hetzl; Ullstein 2015, 64 Seiten