„Nehmen wir Tiger Woods. Natürlich erzielt er hervorragende Ergebnisse. Aber er ist ganz sicher nicht perfekt“, schrieb der Sportpsychologe Bob Rotella 2008. „Manchmal hat er keine Ahnung, was mit seinem Driver los ist und muss ihn im Bag lassen. Manchmal hat er Probleme damit, die Länge seiner Eisenschläge richtig einzuschätzen. Auch seine Putts sind nicht immer außergewöhnlich.“ Der Schlüssel zum Erfolg liegt aus seiner Sicht im Unterbewusstsein, Profis wie Tiger Woods zeichnet eine besondere mentale Stärke aus. Sie spielen selbstbewusst und wissen, dass sie gewinnen können, auch wenn sie nicht perfekt golfen. Deshalb bleiben sie ruhig, geduldig und konzentriert. Dabei hilft ihnen eine feste Routine. Gelungene Schläge sollten wie ein kleines Wunder gefeiert und am besten notiert werden: „Selbstbewusstsein hängt nicht von Erfahrungen ab, es hängt davon ab, was man selbst glaubt“, betont Bob Rotella. „Erstens, man kann ein positives Selbstbild entwickeln, indem man bewusst auf seine eigenen Gedanken achtet und im Unterbewusstsein die Daten speichert, die man dafür braucht. Und zweitens, man kann diesen Prozess beschleunigen, wenn man positive, ermutigende Gedanken mit starken Emotionen verbindet und negative Gedanken möglichst emotionslos verarbeitet.“

Peter Muhly/AFP

Bob Rotella (links) berichtet ausführlich von seiner Zusammenarbeit mit dem irischen Profi Padraig Harrington (rechts). Auf dem Foto bereiten sie die British Open 2008 vor, Harrington gewann das Turnier wie schon ein Jahr zuvor. Dabei spielte der Unterschied zwischen Schwungvertrauen und Selbstbewusstsein die entscheidende Rolle. „Wenn man nur Schwungvertrauen hat, dann glaubt man, dass man den Ball gut trifft, weil man ihn in letzter Zeit immer gut getroffen hat“, schreibt er. „Selbstvertrauen ist Padraig viel wichtiger, weil er weiß, dass er sein Spiel spielen kann, solange er das nötige Selbstvertrauen hat, egal unter welchen Umständen und unabhängig vom Schwung am jeweiligen Tag.“ Das bestmögliche Ergebnis, so sein Fazit, lässt sich im Vertrauensmodus erzielen. Gute Spielerinnen und Spieler denken auf dem Platz nur daran, wohin sie den Ball spielen möchten und glauben an ihre Fähigkeiten. Bob Rotella vermittelt seine Idee der positiven Psychologie wunderbar plausibel und leicht, passend für viele Situationen im Leben.

Bob Rotella: Der 15. Schläger. Übersetzt von der MCS Schabert GmbH unter Mitarbeit von Karola Koller; Copress 2019, 192 Seiten

Kaufen + Üben

Sie treffen beim Putt den Ball nicht in der Mitte? Arbeiten Sie doch an diesem Fehler wie Tiger Woods: „Stecken Sie an beiden Seiten des Schlägerkopfs ein Tee in den Boden. Während des Puttens sollen diese Tees nicht berührt werden. Je länger der Putt, desto schwieriger diese Übung.“ So trainieren Sie eine präzise Bewegung und erwischen den Ball mittig. Allerdings stammt diese Aufgabe aus dem Level-3-Katalog von Renaud Guillard, er bietet auch weniger herausfordernde Varianten, um das Treffmoment auf dem Grün zu verbessern. Sie können beispielsweise statt aufs Loch so nah wie möglich zum Grünrand putten, ohne ihn zu berühren. Damit optimieren Sie ihre Dosierung und spielen gleichmäßigere Putts, visualisieren die Puttlänge statt der Ballrichtung (Level 2). Falls Sie zu zaghaft putten, weil Sie zu viel über Ihre Technik nachdenken, mangelt es eventuell an Selbstbewusstsein. „Sobald der Putter korrekt ausgerichtet ist, richten Sie die Augen auf das Loch und lassen sie während der gesamten Bewegung dort“, rät der Pro für die nächste Trainingsstunde (Level 1) und schult Ihre Konzentration.

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Renaud Guillard stellt selbstverständlich auch viele Übungen für das lange Spiel mit Driver, Hölzern und Eisen vor. 1996 begann seine Profikarriere, in dreizehn Jahren lernte er weltweilt viele Plätze kennen. „Da ich mein Spiel immer weiter verbessern wollte, kam ich in Kontakt mit verschiedenen Golflehrern, beobachtete andere Spieler und trainierte auf unterschiedlichste Art und Weise“, erklärt er, „der Golfschwung ist eine sehr komplexe Bewegung, die Geschicklichkeit, Koordination und Gleichgewicht erfordert.“ Seit 2009 arbeitet er selbst als Golflehrer und leitet die Genève Golf Academy in Genf. Die Kapitel gliedern sein Buch wie mögliche Schläge das Spiel auf einer Bahn: Schwung, Annäherung, Bunker, Putten. Er bietet beispielsweise Lösungen an, um klassische Fehler wie Slice und Hook zu korrigieren, trainiert Beweglichkeit und Präzision, verhilft zu mehr Weite. Schläge können besser positioniert, ausgerichtet und dosiert werden. Die Übungen sind nach dem Niveau einfach, mittel, schwierig sortiert und können mit Material absolviert werden, das alle Golferinnen und Golfer im Bag finden.

Renaud Guillard: Golfen ohne Frust – Besser spielen durch schnelle Fehlerkorrektur. Übersetzt von der MCS Schabert GmbH unter Mitarbeit von Karola Koller; Copress 2020, 256 Seiten

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