Erst zuhören, dann reden. Erkennen, wo eine Empathiemauer steht. Die amerikanische Soziologin Arlie Russell Hochschild meint damit ein „Hindernis für das Tiefenverständnis eines anderen, das uns gleichgültig oder sogar feindselig gegen Menschen macht“. Fünf Jahre lang hörte sie Menschen im ländlichen Louisiana zu, dort ist der Rechtsruck in den USA besonders spürbar. Hochschild stellt fest, dass sie sich besonders übergangen und entfremdet fühlen. Der Erfolg von Donald Trump „ermöglichte es ihnen, sich als gute, moralische Amerikaner zu empfinden und zugleich überlegen gegenüber Menschen zu fühlen, die sie für „anders“ oder unter ihnen stehend hielten.“ Dieses Buch ist eine ruhige und empfindsame Reise in eine für Linke oft fremde Welt, es sollte möglichst viel gelesen werden.

Arlie Russell Hochschild: Fremd in ihrem Land – Eine Reise ins Herz der amerikanischen Rechten. Übersetzt von Ulrike Bischoff; Campus 2017, 430 Seiten

Nach dem Zuhören reden. Die drei Autoren schrieben ihren Ratgeber „Mit Rechten reden“ offenbar mit großem Vergnügen, denn im lässig-entspannten Stil unterscheidet sich ihr Leitfaden angenehm von vielen bemühten Aufklärungsfibeln. „Rechts“ ist für sie zunächst eine bestimmte Art zu sprechen. Sie legen frei, was hinter dem oft lauten, schrillen, provokanten Rechten-Gerede steckt: Die Suche nach der eigenen Identität. Wer also wirklich mit Rechten ins Gespräch kommen will, sollte zuerst einen Zugang zum Gegenüber finden, hier setzen die Autoren an. Natürlich halten sie auch den Linken einen Spiegel vor, wenn sie hitzig und von kommunikativen Reflexen gesteuert übers Ziel hinausschießen.

Per Leo, Maximilian Steinbeis, Daniel-Pascal Zorn: Mit Rechten reden – Ein Leitfaden. Klett-Cotta 2017, 184 Seiten