Eines Tages saß Sebastian Fitzek, sehr erfolgreicher Autor von Psychothrillern, im Flugzeug und dachte über den Tod nach. Seine Frau hatte ihn vor dem Start gefragt, ob er sein Testament gemacht hätte. Was-wäre-wenn?-Szenarien sind ihm vertraut, doch nun geisterten ihm plötzlich viele ganz persönliche Fragen durch den Kopf. Vor allem fragte er sich, welche Botschaften er seinen damals noch kleinen Kindern mit auf den Weg geben wollte. Seine Gedanken über das, was im Leben wichtig ist, stehen nun in diesem Buch, welches er allgemein als Anregung und weniger als Konzept verstanden wissen will: „Es ist vielmehr als ein Stolperstein gedacht, für jeden, der darauf stößt. Keine Aufforderung zur Zustimmung, sondern eine Ermunterung, selbst zu Stift und Papier zu greifen und ein Abenteuer zu versuchen: Markieren Sie Ihren Standpunkt im Leben.“ Sebastian Fitzek studierte Jura, arbeitete für mehrere Radiosender und wurde schließlich Schriftsteller. Wenn jemand wissen will, warum er schreibt, fragt er zurück: „Wieso atmen Sie?“

Helmut Henkensiefken

Seiner Leidenschaft folgend, nutzt er in diesem Buch Stationen und Archetypen der klassischen Heldenreise. Er rät seinen Kindern, für die er es zuerst schrieb, und allen anderen Leserinnen und Lesern, möglichst viel auszuprobieren und kennenzulernen. Denn für ihn ist das Leben eine große, lange Reise, die aus mehreren Reisen besteht, auf der viele Abenteuer warten und deren Ausgang niemand kennt: „Ich zum Beispiel glaube daran, dass das Leben klappert. Dass in dieser wunderbaren Unvollkommenheit, in der wir zu existieren versuchen, niemals alles hundertprozentig gerecht, harmonisch und korrekt abläuft. Ich glaube aber, dass es bereits ein großer Gewinn ist, wenn wir danach streben. Und es immer und immer wieder besser zu machen versuchen als zuvor.“ Sebastian Fitzek gibt viel von sich preis: Nach welchen Prämissen er handelt, wie er auf andere Menschen zugeht, wo er seinen Platz in der Gesellschaft sieht. Fische, die auf Bäume klettern ist unterhaltsam geschrieben und regt zum Nachdenken an. Schließlich wirbt der Medienprofi Sebastian Fitzek eindringlich für Bücher: „Nachrichten rücken den Fokus immer auf die Ausnahme und lenken damit von den grundsätzlichen Fragen ab. Gute Bücher hingegen beschäftigen sich mit den wichtigen existenziellen Fragen des Lebens und versuchen, die Ausnahmen begreiflich zu machen. Nachrichten erzeugen Angst, Bücher erzeugen Wissen. Nachrichten zeigen dir die Spitze, Bücher den ganzen Eisberg.“

Sebastian Fitzek: Fische, die auf Bäume klettern – Ein Kompass für das große Abenteuer namens Leben. Droemer 2019, 256 Seiten

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Wie so oft verwirrt Stephen King seine Leserinnen und Leser, denn „Bücher über das Schreiben sind voller Blödsinn. Belletristikautoren, ich eingeschlossen, haben keine große Ahnung davon, was sie eigentlich tun.“ Das ist sehr tief gestapelt, gehört er doch seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Autoren weltweit. Lange sträubte sich der King of Horror, über seine Entwicklung zum Schriftsteller zu berichten. So nimmt die Art und Weise, wie er arbeitet, in diesem Buch den größten Raum ein. Wer von Stephen King lernen will, bekommt viele Anregungen bis hin zur Einrichtung des Schreibzimmers und auch klare Anweisungen: „Wenn Sie Schriftsteller werden wollen, müssen Sie vor allem zweierlei tun: Viel lesen und viel schreiben.“ Außerdem erinnert er an Basics wie Wortschatz, Grammatik und Stilistik. An eigenen und fremden Texten demonstriert er, was aus seiner Sicht funktioniert oder wie es besser geht. Er schildert, wie er sich beim Schreiben verrannte, aus Fehlern lernte und erklärt detailliert den gesamten Arbeitsprozess: „Prosa schreiben, insbesondere längere Werke, kann eine komplizierte, einsame Angelegenheit sein, fast als überquere man den Atlantik in einer Badewanne.“ Diese Reise präsentiert er kurzweilig und entspannt wie die einfachste Sache der Welt.

Shane Leonard

Woher er seine Stoffe schöpft, lässt der erste Teil des Buchs erahnen. Stephen King schildert in kurzen Kapiteln seine Kindheit in bescheidenen Verhältnissen. Als er zwei Jahre alt war, verließ der Vater die Familie. Seine Mutter zog ihn und seinen Bruder allein auf, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Als Erstklässler erkrankte er schwer, lag im Bett und las „ungefähr sechs Tonnen Comics“, bis ihn seine Mutter ermunterte, sich selbst Geschichten auszudenken: „Ich weiß noch, dass ich bei dieser Aufforderung von dem Gefühl unendlicher Möglichkeiten überwältigt wurde, so als wäre ich in ein riesiges Gebäude mit Unmengen geschlossener Türen geführt worden und habe die Erlaubnis erhalten, jede davon zu öffnen, wenn ich wollte.“ Später studierte Stephen King Englisch und arbeitete als Lehrer, musste aber als Bügler in einer Wäscherei dazuverdienen. Seinen ersten Roman Carrie warf er in den Mülleimer, doch seine Frau Tabby, ebenfalls Schriftstellerin, rettete das Manuskript. Später wurde es für 400 000 Dollar verkauft. Danach konzentrierte er sich auf die Arbeit als Autor. In seinen Erinnerungen streift er auch seine zwischenzeitliche Alkoholsucht. Außerdem schildert er ausführlich den langen Genesungsprozess nach einem schweren Unfall 1999, als er mit einem Kleinbus angefahren wurde. Das Leben und das Schreiben ist die abwechslungsreiche Geschichte eines Mannes, der dort angekommen ist, wo er hinwollte und den Weg dahin bereitwillig mit seinem Publikum teilt.

Stephen King: Das Leben und das Schreiben. Übersetzt von Andrea Fischer; Heyne 2011, 384 Seiten

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