Kilian Kleinschmidt arbeitete 25 Jahre lang als UNO-Entwicklungshelfer an den Brennpunkten dieser Welt, in Afrika, Asien und auf dem Balkan. Immer ging es darum, Menschen zu retten, aufzufangen und ihr Zusammenleben zu organisieren. Zuletzt leitete er eines der größten Flüchtlingslager der Welt, Zaatari in Jordanien. In der riesigen Containerstadt leben mehr als 80.000 Syrer. Sein Credo: „Flüchtlinge wollen als Individuen wahrgenommen werden und ihre Würde zurückbekommen.“ Kleinschmidt berichtet so schnörkellos von seiner Arbeit, dass es manchmal sprachlos macht. Oft musste er pragmatisch entscheiden, mit sehr wenig sehr viel in kurzer Zeit erreichen. Für ihn steckt in uns allen ein Flüchtling: „Arm oder Flüchtling zu sein ist keine Krankheit. Arme und Flüchtlinge sind keine Kriminelle, aber auch keine Engel. Es handelt sich um ganz normale Menschen mit ihren Schwächen und ihren Stärken.“
Kilian Kleinschmidt: Weil es um die Menschen geht – Als Krisenhelfer an den Brennpunkten der Welt. Econ 2015, 352 Seiten
„Gehen, ging, gegangen“ ist ein sehr aktueller Roman: Der pensionierte Professor Richard freundet sich langsam mit Flüchtlingen auf dem Berliner Oranienplatz an. Seine Umgebung ist ihm wohl vertraut, doch das Leben im Ruhestand verlangt von ihm, sich völlig neu zu sortieren. Seine Anpassungsprobleme spiegeln sich auf gewisse Weise in der Situation der Flüchtlinge. Auch für sie ist vieles neu und unbekannt, sie müssen sich in fremder Sprache mit Behörden auseinandersetzen und massiven Vorurteilen begegnen. Richard beobachtet den absurden Umgang mit ihnen aus nächster Nähe und entschließt sich, zu handeln. Die sorgfältige und intensive Recherche ist dem Buch besonders dann anzumerken, wenn es um die jungen Afrikaner geht. Jenny Erpenbeck schrieb einen wunderbar erzählten und vielschichtigen Roman darüber, wie Fremdem und Unerwartetem vertraut werden kann und Ängste davor verschwinden.
Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen. Knaus 2015, 352 Seiten