Die Diskussion darüber, wie tägliche Nähe zu Gewalt und das Leben in permanenter Gefahr Menschen verändert, ist von den Spitzenplätzen der politischen Agenda verdrängt worden. Die Reportage von Jonathan Schnitt über seine sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan könnte ihr neuen Stoff geben. Jonathan Schnitt wollte den Alltag der Frauen und Männer in Uniform facettenreich schildern und schloss sich dazu mit Unterstützung der Bundeswehr einer Radpanzerbesatzung an. Dass er als „tief integrierter Journalist“ den Afghanistaneinsatz nicht ablehnt, überrascht daher nicht. Allerdings erhielt er gerade so genaue Einblicke in die Lage vor Ort und zeigt, dass nach zehn Jahre nach Beginn des Einsatzes Afghanistan keinen Frieden und die Bundeswehr im Ausland keine Perspektive hat.
Jonathan Schnitt: Foxtrott 4 – Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afganistan. C. Bertelsmann 2012, 224 Seiten
Maik Baumgärtner und Marcus Böttcher stellten ihr Buch über den NSU-Skandal erst Anfang Juli 2012 fertig und konnten so noch viele Ermittlungsergebnisse verarbeiten. Sie glaubten der Mär von den im Untergrund agierenden Einzeltätern nicht und rechnen das Zwickauer Trios dem Aufbau eines international agierenden Neonazi-Netzwerkes zu. Präzise zeichnen sie die Lebenswege der Terroristen nach und liefern eine umfangreiche Chronik des Geschehens. Dazu sprachen sie auch mit den Familien der Mordopfer und mit Aussteigern aus der rechten Szene. Schließlich nehmen sie die Ermittlungen der Behörden unter die Lupe. Für die bereits bekannten Skandale und Pannen bei Polizei und Geheimdiensten liefern die beiden Autoren so wichtigen Hintergrund. Sie belassen es aber nicht bei der Darstellung von Strukturen, sondern konzentrieren auch auf die Analyse eines gesellschaftlichen Klimas, in dem offenbar diese Entwicklung möglich wurde.
Maik Baumgärtner, Marcus Böttcher: Das Zwickauer Trio – Ereignisse, Szene, Hintergründe. Das Neue Berlin 2012, 256 Seiten