„Im Allgemeinen entstehen und erhalten sich gewisse Vorstellungen vom kleinen Mann nur deshalb, weil die Großen sie sehr nützlich finden.“ Dieses Zitat von C. Wright Mills stellte Thomas Frank seinen brillant geschriebenen Reportagen über Amerika im Wahlkampf voran. Und so schildert er augenzwinkernd, wie der kleine Mann den Großen das Geld hinterherträgt, weil er auf den Populismus der Rechten hereinfällt: Bankenregulierung? – nur nicht zu viel Staat! Hilfe und Unterstützung für Arme? – blanker Sozialismus für Nichtstuer! Rentenversicherung für alle? – Vorsorge muss man selbst treffen! Nach Lektüre des Buches fragt man sich, ob Thomas Frank wirklich nur über die Situation in den USA berichtet.

Thomas Frank: Arme Milliardäre! Der grosse Bluff oder Wie die amerikanische Rechte aus der Krise Kapital schlägt. Übersetzt von Thomas Wollermann; Antje Kunstmann 2012, 224 Seiten

Lesen Sie das Kleingedruckte! Früher wurde so vor Versicherungsverträgen gewarnt, heute gilt dieser Hinweis auch im Supermarkt. Der Journalist Hans-Ulrich Grimm entlarvt in seinem lesenswerten Report die ungesunde Verbindung von Nahrungsmittelindustrie, Politik und Forschung. Denn um Lebensmittel teurer verkaufen zu können, wird ihnen ein „Zusatznutzen“ verpasst: Wer diese Margarine und jenen Joghurt isst, bleibt gesund, lebt länger und sieht schöner aus. Konzerne erfinden also neue Ernährungsbedürfnisse, Regierungen lassen sich von Lobbyisten über den Tisch ziehen und vernachlässigen den Verbraucherschutz, Wissenschaftler fördern mit zweifelhaften Gutachten immer wieder neue Werbefeldzüge. Am Beispiel der Kampagne für fettarme Ernährung zeigt Grimm sehr plausibel, wie die Bevölkerung manipuliert wurde, um der Industrie einen neuen Markt zu erschließen.

Hans-Ulrich Grimm: Vom Verzehr wird abgeraten – Wie uns die Industrie mit Gesundheitsnahrung krank macht. Droemer 2012, 320 Seiten