Es wäre so einfach gewesen, diesen Mann, der am 22. Juli 2011 in Oslo und auf der Insel Utøya 77 Menschen ermordete, als das personifizierte Böse darzustellen. Doch genau das vermeidet Åsne Seierstad und das zeichnet ihr Buch aus. Sie verurteilt Anders Breivik nicht, sie setzt sich mit ihm auseinander. Dazu recherchierte sie präzise seinen Lebensweg, sichtete Ermittlungsakten, sprach mit Familien der Opfer und seinen Angehörigen. Schließlich analysiert sie seine „Unabhängigkeitserklärung“ und beschreibt den schrecklichen Tathergang. Ausführlich schildert sie die Gerichtsverhandlung. Brevik, mehrfach gescheitert im realen Leben, radikalisierte sich im Internet und sah sich als modernen Tempelritter, der als „Retter des Christentums“ kämpfen musste. Dieses Buch mag oft eine schwere Lektüre sein, umso wichtiger ist es.

Åsne Seierstad: Einer von uns – Die Geschichte eines Massenmörders. Übersetzt von Frank Zuber, Nora Pröfrock; Kein & Aber 2016, 544 Seiten

„Am frühen Morgen des 22. Juni 1941, in den ersten Stunden nach Mitternacht, ließ kaum etwas die Hölle ahnen, die sehr bald losbrechen würde.“ So beginnt Joachim Käppner das Kapitel über den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion. Er markierte den Beginn eines Vernichtungskrieges ungeahnten Ausmaßes, Holocaust und „Generalplan Ost“ zur Schaffung von Lebensraum im Osten folgten. Käppner schildert die Ereignisse des Kriegsjahres 1941 von der Planung des Völkermordes im Frühjahr bis zum Scheitern der Wehrmacht vor Moskau und dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember. Es ist ein sehr lesenswertes Buch, um sich an das zu erinnern, was vor erst 75 Jahren geschah. Joachim Käppner fordert Antworten: Wie wurde das möglich? Weshalb folgten so viele in Deutschland Irrsinn und Hetze? Vor allem: Was lernen wir heute daraus?

Joachim Käppner: 1941 – Der Angriff auf die ganze Welt. Rowohlt Berlin 2016, 320 Seiten