Wie Donald Trump in die Hand von Wladimir Putin gelangt sein könnte, recherchierte akribisch der Journalist Craig Unger. Schon länger untersuchte er, wie das russische organisierte Verbrechen sein USA-Geschäft aufbaute. Um Geld zu waschen, investierte die Mafia auch in Immobilien, denn in den USA können sie anonym erworben werden. Donald Trump fragte nicht, woher das Geld kam, mit dem ein russischer Immigrant Mitte der achtziger Jahre gleich fünf Luxusappartements im New Yorker Trump-Tower kaufte. War das ein erster Test, um seine Zuverlässigkeit einschätzen zu können? Die Geschichte, die Craig Unger erzählt, könnte aus einem Agentenroman stammen. Als die Sowjetunion zerfiel, begannen Angehörige der Geheimdienste, der organisierten Kriminalität und des Staatsapparates zum gegenseitigen Vorteil zusammenzuarbeiten und sicherten sich Anteile an wichtigen Unternehmen. Craig Unger zeichnet nach, wie Waldimir Putin vom KGB-Mitarbeiter in Dresden zum Präsidenten Russlands aufstieg. Auch bei ihm sieht er Verbindungen zur Mafia, mit einem Netzwerk von Oligarchen soll er seine Macht absichern. Gleichzeitig wollte Donald Trump russischen Geschäftsleuten weitere Immobilien verkaufen, er träumte von einem Trump-Tower in Moskau und trug einen Miss Universe-Wettbewerb dort aus.
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Zu den Schlüsselfiguren der Polit-Karriere von Donald Trump gehört sein Wahlkampfmanager Paul Manafort. Er arbeitete unter anderem für den damaligen ukrainischen Ministerpräsidenten Viktor Janukowitsch und lernte dabei russische Oligarchen mit guten Kreml-Kontakten kennen. Er war auch dabei, als im Juni 2016 dem Trump-Team von russischen Vermittlern Informationen angeboten wurden, die Hillary Clinton belasten sollten. In einer E-Mail hieß es zuvor, dieses Material sei „Bestandteil der Unterstützung Russlands und seiner Regierung für Mr. Trump.“ Inzwischen sprach Paul Manafort mit dem Sonderermittler Robert Mueller, der sich für diese Verbindungen sehr interessiert. Craig Unger liefert eine Fülle von Indizien über eine mögliche Zusammenarbeit von Donald Trumps Wahlkampfteam und der russischen Regierung. Er leuchtet den Hintergrund von vielen Beteiligten detailliert aus, selbst wenn es nur um einen einfachen Immobiliendeal geht. Die Lektüre seines Reports mag manchmal anstrengend sein. Doch es lohnt sich, bei dieser brisanten Affäre genauer nachzulesen.
Craig Unger: Trump in Putins Hand – Die wahre Geschichte von Donald Trump und der russischen Mafia. Übersetzt von Helmut Dierlamm, Norbert Juraschitz, Karsten Petersen, Thomas Pfeiffer; Econ 2018, 464 Seiten
„Die Presse ist der Feind. Das Establishment ist der Feind. Die Professoren sind der Feind“, sagte Richard Nixon im Dezember 1972 zu seinem Sicherheitsberater Henry Kissinger. Der Vietnamkrieg dauerte bereits sieben Jahre, Nixon befahl immer rücksichtslosere Bombenangriffe auf Nordvietnam. Die Proteste in den USA gegen den Krieg wurden lauter und die Friedensgespräche in Paris, zu den Kissinger regelmäßig flog, brachten keine Fortschritte. Nixon wollte den Krieg beenden, allerdings zu seinen Bedingungen. Alle amerikanischen Kriegsgefangenen müssten freigelassen werden, in ganz Indochina müsste es einen Waffenstillstand unter internationaler Kontrolle geben, dann würde er die amerikanischen Streitkräfte innerhalb von vier Monaten abziehen. Um den Druck auf Nordvietnam zu erhöhen, war er im Februar 1972 nach Peking zu Mao und kurz darauf im Mai nach Moskau zu Breschnew gereist. In seiner faktenreichen Nixon-Biografie konzentriert sich Tim Weiner („CIA – Die ganze Geschichte“) auf die Präsidentschaftsjahre von 1969 bis 1974. Dabei griff er auf zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente zurück, denn Nixon ließ im Frühjahr 1971 im Weißen Haus ein geheimes Abhörsystem installieren.
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Im Oval Office, im Kabinettssaal und in einem weiteren Präsidentenbüro wurden Mikrofone versteckt, auch bei Telefongesprächen aus dem Oval Office lief das Band mit. Tim Weiner porträtiert einen Politiker, der zunehmend seiner dunklen Seite erliegt: „Richard Nixon, einer der talentiertesten und zähesten Präsidenten des 20. Jahrhunderts, besaß die seltene Gabe des Blendens. Mit seiner einschmeichelnden Art zu reden gelang es ihm zugleich, mit schamloser Unverfrorenheit zu lügen.“ Nicht nur der Vietnamkrieg raubte ihm den Schlaf und ließ ihn oft zum Alkohol greifen, er fürchtete sich auch davor, sein hart erkämpftes Amt an die Demokraten zu verlieren. Seine Wählerinnen und Wähler nannte er „Trottel“, dabei hatten sie ihn ins Weiße Haus gebracht, „glühende Patrioten, die die Pazifisten und Friedensaktivisten in der Demokratischen Partei verachteten.“ Nixon ließ seine Gegner verdeckt ausspähen, der Watergate-Skandal war ein Teil dieser Operationen.
Tim Weiner schildert packend, weshalb Richard Nixon eine Serie von Fehlentscheidungen mit ihren katastrophalen Folgen nicht mehr stoppen konnte und sich in einem Dschungel aus Lügen und Manipulationen verstrickte.
Tim Weiner: Ein Mann gegen die Welt – Aufstieg und Fall des Richard Nixon. Übersetzt von Christa Prummer-Lehmair und Rita Seuß; S. Fischer 2016, 458 Seiten