Spannend wie in einem Spionageroman schildert Tim Weiner präzise die Geschichte der CIA vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die Gegenwart. Schnell wird klar, dass fast alle Präsidenten den Geheimdienst eher für verdeckte Aktionen einspannten und weniger Wert auf Fakten legten. Weil die Agency von Anfang an nur wenige Agenten hinter dem eisernen Vorhang rekrutieren konnte, wusste sie praktisch nichts über die Absichten der Führer im Kreml und tappte im Dunkeln, wenn im „Ostblock“ etwas passierte: Ungarn-Aufstand, Prager Frühling, Bau der Mauer, Fall der Mauer – davon erfuhren die Analysten meist aus dem Fernsehen. Umso schrecklicher ist die Bilanz der CIA in Mittelamerika. Es wurde kaum ein Staatsstreich ohne ihre Beteiligung inszeniert, mit Millionensummen kaufte sie Politiker und Waffen. Besonders folgenreich geriet ihr Versagen im Zusammenhang mit Osama Bin Laden. Der „Firma“ lief er Ende der achtziger Jahre erstmals über den Weg, als er afghanische Widerstandskämpfer gegen die sowjetischen Truppen unterstützte: „Er war als Finanzier von Leuten bekannt, die davon träumten, die Feinde des Islam anzugreifen. Die CIA fügte nie die verschiedenen Puzzleteile bezüglich Bin Laden und seinem Netzwerk in einem kohärenten Bericht an das Weiße Haus zusammen. Erst nachdem die ganze Welt seinen Namen kannte, wurde eine offizielle Einschätzung seines terroristischen Potenzials veröffentlicht.“ Schließlich sollte die CIA der Regierung von George W. Bush die Gründe für den Krieg gegen den Irak liefern, das Ergebnis ist bekannt. So verheerend die Bilanz auch ausfällt, so ernüchtert der Leser das Buch am Ende zuklappt: Tim Weiner sensibilisiert uns für mehr Hartnäckigkeit beim Hinterfragen von Informationen, die Nachrichtendienste liefern.

Tim Weiner: CIA – Die ganze Geschichte. Übersetzt von Elke Enderwitz, Ulrich Enderwitz, Monika Noll, Rolf Schubert; S. Fischer 2008, 864 Seiten

Für Paul Krugman steht fest, was Amerika braucht: einen Linksruck. Der Princeton-Ökonom sieht sein Land in den Händen religiös-reaktionärer Fanatiker, die in den vergangenen Jahren Reiche reicher und Arme ärmer gemacht haben. Beispielsweise wirft er der Bush-Regierung vor, den sowieso sinnlosen Irak-Krieg begonnen und dann auch noch ohne Steuererhöhung finanziert zu haben. Ursache allen Übels ist laut Krugman, dass der Grundkonsens des „New Deal“ von den Republikanern aufgekündigt wurde, nachdem die Konservativen in der Partei das Kommando übernommen hatten. Jahrelang gewannen sie Wahlen, weil sie die Rassenfrage subtil thematisierten. Nun sieht Krugman Chancen für eine Wende zum Besseren. Er fordert eine Politik der neuen Gleichheit, lobt den Mindestlohn und plädiert nachhaltig für eine Gesundheitsreform. Paul Krugman liefert – obwohl sein Buch auf die Verhältnisse in den USA zielt – auch Argumente für die Debatte hierzulande.

Paul Krugman: Nach Bush – Das Ende der Neokonservativen und die Stunde der Demokraten. Übersetzt von Friedrich Griese; Campus 2008, 320 Seiten