Benedikt Herles macht kein Hehl daraus, dass er kein Linker ist. Er sieht in der sozialen Marktwirtschaft die Voraussetzung für Wohlstand und Freiheit. Gerade deshalb lohnt sich die Lektüre seines Versuchs, ein sinnentleertes Managementsystem zu erneuern. Herles absolvierte die Highspeedausbildung an einigen von vielen Beraterkaderschmieden. Die Vorstellung, dass dort nur ideologiefreie und geldgeile Prozessoptimierer gezüchtet werden, greift zu kurz. Allerdings offenbart Herles, wie weltfremd und ideenlos die Branche auf die jüngste Krise reagiert. So kritisiert er, dass Top-Banker meinen, ihre Institute müssten nicht dem Gemeinwohl dienen. Doch er geht nicht so weit, den Führungskräften auch Verantwortung in gesellschaftlichen Veränderungsprozessen zuzuweisen. Nur ein erneuerter und dann „kunden- und mitarbeiterorientierter Kapitalismus“ wird nicht reichen. Rettungseinsätze ohne diese Konsequenz werden scheitern.

Benedikt Herles: Die kaputte Elite – Ein Schadensbericht aus unseren Chefetagen. Knaus 2013, 176 Seiten

In der Diskussion über die Ursachen der Finanzkrise beleuchtet der Mathematiker Frank Riedel ein wichtiges, aber entscheidendes Detail, nämlich die Methode, mit der in Banken Risiken berechnet und bewertet wurden. Denn das ging offenbar gründlich schief: „Ein großes Problem entsteht, wenn die Finanzmathematik, die implizit einen freien, gut funktionierenden Wettbewerb unterstellt, auf Marktmacht trifft. Wenn eine Bank Produkte selbst erstellen und bewerten kann, deren Wert wiederum von Parametern abhängt, die sie selbst beeinflusst, ist der Anreiz zur Manipulation unermesslich.“ Frank Riedel schärft den Blick für spekulative Fehlentwicklungen und entwickelt Kriterien für eine wirksame Kontrolle und Besteuerung der Banken.

Frank Riedel: Die Schuld der Ökonomen – Was Mathematik und Ökonomie zur Krise beitrugen. Econ 2013, 208 Seiten