Wolf Schneider gehört zu den profiliertesten Journalisten und Publizisten des Landes. Er arbeitete für die Süddeutsche Zeitung und den Stern, moderierte die NDR-Talkshow. Vor allem kümmerte er sich um den journalistischen Nachwuchs, 16 Jahre lang leitete er die Henri-Nannen-Schule in Hamburg. Nun, mit 94 Jahren, lässt er ein sprachgewaltiges Donnerwetter auf Umweltsünder, Klimawandelleugner und Wachstumsprediger niederprasseln. Denn der Jugend fühlt er sich weiter verpflichtet, er widmete diese Streitschrift seinen 14 Enkeln und Urenkeln.
So nimmt er sich kurz und bündig vieles vor, was aus seiner Sicht nicht stimmt, wenn über den Schutz der Erde und den sorgsamen Umgang mit ihren Ressourcen diskutiert wird. Beispielsweise würden Elektroautos die Städte weiterhin verstopfen und mit ihren Reifen Feinstaub produzieren, doch das sei noch nicht alles: „Auch werden für die Batterien Mangan, Kupfer, Kobalt, Nickel, Lithium und Seltene Erden verwendet. Kobalt kommt überwiegend aus dem Kongo – dort großenteils von Kindern gefördert, von denen viele nicht einmal eine Schutzkleidung haben.“ Ob Bevölkerungsexplosion, Rohstoffverschwendung oder Massentourismus, Wolf Schneider reißt seine Aufregerthemen nur an, denn sie sollten den Leserinnen und Lesern vertraut sein. Er verdichtet sie zum Panorama einer Welt, die in den Abgrund zu trudeln droht, weil Entscheidungen zu ihrer Rettung spät und halbherzig getroffen werden. Irgendwer steht immer auf der Bremse, selbst wenn Fridays for Future die Plätze besetzt: „Wer hätte denn die Macht, das Klima zu retten? Die Machtinhaber in Politik und Wirtschaft – die Regierungschefs, die großen Bosse, vielleicht ein Parlament. Wie groß ist die Chance, dass Chefs und Bosse von einer Heerschar protestierender Schüler beeindruckt sind?“ Wolf Schneider will aufrütteln, denn wer auf Initiative von außen wartet, verschenkt wertvolle Zeit.

Wolf Schneider: Denkt endlich an die Enkel! Eine letzte Warnung, bevor alles zu spät ist. Rowohlt 2019, 79 Seiten

„Ihr seid nicht reif genug, zu sagen, wie es ist. Selbst diese Bürde überlasst ihr euren Kindern. Aber ich kümmere mich nicht darum, beliebt zu sein, ich kümmere mich um Klimagerechtigkeit und den lebendigen Planeten.“ Als Greta Thunberg im Dezember 2018 mit diesen Worten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 24. UN-Klimakonferenz begrüßte, wurde es im Saal still. Denn in Katowice saßen neben Umweltschutzaktivisten auch Regierungschefs und Wirtschaftsvertreter. Das Video von diesem Auftritt rauschte durch die sozialen Netzwerke, Greta Thunberg wurde weltweit bekannt. Ihren Schulstreik für das Klima hatte sie bereits am 20. August 2018 vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm begonnen, und wie es dazu kam, erzählt sie gemeinsam mit ihrer Familie im Buch „Unser Leben für das Klima“. Nun veröffentlicht sie eine Auswahl ihrer Reden in zahlreichen europäischen Städten und aus verschiedenen Anlässen zwischen September 2018 und März 2019. Neben den Ansprachen auf dem Klimagipfel in Katowice zeigen auch die Reden beim Weltwirtschaftsforum in Davos und vor dem Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss der EU in Brüssel, dass Greta Thunberg nie ein Blatt vor den Mund nimmt: „In dem politischen System, das Sie geschaffen haben, dreht sich alles um Wettbewerb. Sie betrügen, wenn Sie können, weil gewinnen und Macht erhalten alles ist, was zählt. Das muss aufhören“, sagte sie in Brüssel, und fügte an: „Wir müssen anfangen, innerhalb der Grenzen des Planeten zu leben, uns auf Gerechtigkeit zu konzentrieren und zum Wohle aller lebenden Spezies ein paar Schritte zurück zu machen.“  Mit ihrer Präsenz mobilisierte Greta Thunberg in den vergangenen Monaten tausende Menschen, der Klima- und Umweltschutz rückte in das Zentrum der Debatten über Politik und Wirtschaft. Diese Auswahl von Reden gestattet tiefere Einblicke in ihre Weltsicht.

Greta Thunberg: Ich will, dass ihr in Panik geratet! Meine Reden zum Klimaschutz. Übersetzt von Ulrike Bischoff; Fischer Taschenbuch 2019, 64 Seiten