„Als Verbindung zwischen Hydrosphäre und Atmosphäre haben Regen und insbesondere die Wolken auch eine wichtige Funktion im Klimasystem. Dabei gilt übrigens: Wolke ist nicht gleich Wolke. Tiefe, dicke Wolken sorgen nämlich für eine Abkühlung, weil sie das Sonnenlicht stark reflektieren und die Wärme zurück ins Weltall werfen“, schreibt Sven Plöger, wenn er die Bewegung in der Atmosphäre und klimabestimmende Faktoren erklärt. Dazu gehören Wasserdampf, Kohlenstoff und Methan als jene Gase, die am Treibhauseffekt beteiligt sind. Seit zwanzig Jahren moderiert der Diplom-Meteorologe in der ARD das Wetter und in diesem Buch präsentiert er eine enorme Bandbreite an Wissen. Wenn alle so weitermachen wie bisher, überfordern wir den Planeten. Seit dem Ende der letzten Eiszeit stieg die globale Mitteltemperatur um vier Grad, nun droht allein bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein weiterer Anstieg um diesen Wert: „Die Natur braucht 11 000 und wir 100 Jahre. Linear überschlagen passiert alles 110-mal schneller, als es durch natürliche Ursachen erfolgen würde.“

Sebastian Knoth

Sven Plöger argumentiert gewissenhaft und leidenschaftlich, erklärt ausführlich viele Zusammenhänge zwischen Klimawandel, Wirtschaft und individuellem Energieverbrauch. Beim Vergleich mit der Coronakrise „ist zweifellos die erste Erkenntnis, dass wir bei Corona überwiegend auf die Wissenschaft hören.“ Während der Pandemie sanken die weltweiten CO₂-Emissionen deutlich, weshalb lassen wir sie nicht weiter zurückgehen? Er listet die wichtigsten Faktoren auf, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, legt wissenschaftlich fundierte Vorschläge für die Umsetzung vor und verlangt, Prioritäten neu zu setzen. Wälder und Meere schützen, Energieverbrauch senken, Mobilität neu entwickeln gehören zu den Klassikern, doch manche Leugner des Klimawandels setzen genau da an. Auf ein paar Seiten entkräftet Sven Plöger ihre wichtigsten Argumente und verlangt: „Damit gesicherte Erkenntnisse auch in Zukunft in der Gesellschaft Gehör finden, muss die Kommunikation zwischen Wissenschaft, Politik und Bevölkerung stets weiter verbessert werden“. Er trägt mit diesem lehrreichen Buch dazu bei.

Sven Plöger: Zieht euch warm an, es wird heiß! Den Klimawandel verstehen und aus der Krise für die Welt von morgen lernen. Unter Mitarbeit von Andreas Schlumberger; Westend 2020, 318 Seiten

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Das Netz aus Beobachtungsstationen, Sonden, Satelliten und Computern nennt der Wissenschaftsjournalist Andrew die Wettermaschine. Sie ist für ihn ein technologisches Weltwunder und „angesichts einer nahenden Ära, in der unser Planet von Stürmen, Dürreperioden und Fluten heimgesucht werden wird“ unverzichtbar. Zu den Erfolgen der Meteorologen in den letzten Jahrzehnten zählt, dass sie heute das Wetter für die nächsten sechs Tage so genau vorhersagen wie in den Siebzigerjahren für die kommenden beiden Tage. Wie arbeitet dieses aufwendige System, wer bestimmt die Ergebnisse und wie blicken die Wettermacher in die Zukunft? Andrew Blum reiste zeitlich und räumlich durch die Meteorologie, um dieses komplexe Gebilde zu erfassen. Er erzählt ihre Geschichte von den Anfängen mit ersten Beobachtungen und Prognosen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart, besuchte Forschungszentren mit den leistungsstärksten Computern und entlegene Beobachtungsstationen: „Das ist das Wesen einer Wetterwarte: Man hat festen Halt an einem Ort, sodass man die vorbeiströmende Atmosphäre messen kann. Der Kontrast zwischen Statik und Dynamik trägt wesentlich zu der Faszination bei, die das Wetter und das laufende Projekt der Menschheit zu seiner Beobachtung und Vorhersage auf mich ausüben.“

Davina Pardo

Die Weltorganisation für Meteorologie schätzt den Wert der Vorhersagen auf 100 Milliarden Dollar pro Jahr, ihre Bereitstellung kostet nur ein Zehntel dieses Betrages. Warum investieren wir nicht noch mehr in ein so erfolgreiches internationales System, das der gesamten Menschheit dient? Denn die Kombination aus einer wachsenden Menge an Daten aus dem Weltall und von der Erde, komplizierteren Modellen sowie höherer Rechenleistung mit präziseren Ergebnissen steigert sein wirtschaftliches Gewicht. Was passiert, wenn globale Technologiekonzerne die Wettervorhersage privatisieren wollen? Vor sechzig Jahren wurde das erste computergestützte Wettermodell entwickelt, heute „ist das Modellierungssystem so ausgereift, dass es an den meisten Tagen ebenso gute Vorhersagen abgeben kann wie ein Mensch“, bemerkt Andrew Blum am Ende seiner spannenden Reise durch die Welt des Wetters.

Andrew Blum: Die Wettermacher – Wie Wetterberichte entstehen und was sie vorhersagen können. Übersetzt von Stephan Gebauer; Penguin 2019, 240 Seiten

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