Knapp neun Millionen Menschen sahen bisher in Deutschland den Film „Ziemlich beste Freunde“. Er erzählt die ungewöhnliche Geschichte des querschnittgelähmten Adligen Philippe Pozzo di Borgo und seines Pflegers Abdel Yasmin. Die beiden Hauptdarsteller François Cluzet und Omar Sy lächeln auf dem Cover des neuen Buches von Philippe Pozzo di Borgo. Darin plädiert er gemeinsam mit seinen Co-Autoren Jean Vanier und Laurent de Cherisey für eine wahrhaft solidarische Gesellschaft, getragen von Brüderlichkeit. Die Fixierung auf individuelle Bedürfnisse sei ein Irrweg: „Das kapitalistische System will die egoistische Befriedigung optimieren und behauptet, erst dann sein man glücklich – was für ein Unfug.“ Das Ideal der Perfektion mache nur unzufrieden und müsse überwunden werden. Das einzig Wertvolle, für das es sich zu kämpfen lohne, sei der Zusammenhalt. Dazu müsse man bewusst auf Menschen mit Behinderungen zugehen.

Philippe Pozzo di Borgo, Jean Vanier, Laurent de Cherisey: Ziemlich verletzlich, ziemlich stark – Wege zu einer solidarischen Gesellschaft. Übersetzt von Bettina Bach; Hanser Berlin 2012, 112 Seiten

„Meine Nervosität vor dieser Rede war enorm. Trifft man den Ton? Bemerkt das Publikum meine westdeutsche Herkunft und, wenn ja, hat dies negative Auswirkungen auf zu vergebende Sympathien oder Antipathien?“ So erinnert sich Jan Korte an seine Premiere als Jugendweiheredner. Auch sie gehörte zu den Aufgaben als Abgeordneter in seinem Wahlkreis, von denen er knapp und kurzweilig berichtet. Geboren im Westen, trat er 2005 im Osten für die LINKE zur Bundestagswahl an und zog in das Parlament ein. Nun schildert er augenzwinkernd, wie sich seitdem Menschen aus beiden Regionen, Politik und Gesellschaft veränderten. Und wenn Sie nicht wissen, was sich hinter den Abkürzungen JKH, MELH und PLH verbirgt und wie ein MdB den Alltag im Politikbetrieb erlebt, verrät er Ihnen auch das.

Jan Korte: Geh doch rüber! Feinste Beobachtungen aus Ost und West. Neues Deutschland 2013, 96 Seiten