Nach dem Terroranschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016 spielt die innere Sicherheit eine noch größere Rolle in der öffentlichen Diskussion, allerdings konzentriert diese sich häufig auf mehr Überwachung. Peter R. Neumann gräbt mit seiner Analyse tiefer. Er untersuchte, wie sich Attentäter radikalisierten, auf welche Weise dabei Faktoren wie Frust, Drang nach Veränderung, radikale Ideen, Bezugspersonen und Gewalterfahrungen wirken. Oft werden junge Menschen, die sich weder in Europa noch in den Heimatländern ihrer Eltern anerkannt fühlen, von Dschihadisten ideologisch bearbeitet, bis sie zum Kampf bereit sind. Zunehmend sprechen Organisationen wie der IS auch Kleinkriminelle an. Um mehr Sicherheit zu schaffen, sollte also eine andere Richtung eingeschlagen werden, „denn bei Extremismusprävention geht es nicht in erster Linie um Terrorismusbekämpfung, sondern um Teilhabe und Integration.“

Peter R. Neumann: Der Terror ist unter uns – Dschihadismus und Radikalisierung in Europa. Ullstein 2016, 304 Seiten

Für fast jeden Tag zwischen den Monaten Oktober 2015 und 2016 registrierte die Journalistin Andrea Röpke in Deutschland rechte Gewalttaten. Wo Polizeibehörden nur Fallzahlen statistisch aufbereiten, schildert sie kurz und knapp, was genau passierte. Die Entwicklung von Pegida, Hass in den sozialen Netzwerken, rechte Hooligans, Hetzer in Bürgerinitiativen und Überfälle auf Flüchtlingsunterkünfte nimmt sie besonders unter die Lupe. Das Ausmaß ist erschreckend: „Es sind nicht mehr nur Rechtsextremisten, die solche Taten begehen, sondern eben auch eine steigende Anzahl rassistisch denkender Menschen von nebenan.“ Röpke will sensibilisieren für einen gefährlichen Trend, dessen Ergebnisse von Behörden oft heruntergespielt und undifferenziert betrachtet werden. Sie fordert die Anerkennung Deutschlands als Einwanderungsland, die Offenlegung rechter Gewaltstrukturen sowie wirksame Integrationskonzepte.

Andrea Röpke: 2017 Jahrbuch rechte Gewalt. Hintergründe, Analysen und die Ereignisse 2016 – Chronik des Hasses. Knaur Taschenbuch 2017, 304 Seiten