„Das Politische ist privat geworden in der neoliberalen Konsumgesellschaft, deren Mitglieder selbst für die Ausgestaltung ihres Lebens zuständig sind. Menschen finden sich nur dann zu losen, flexiblen Gemeinschaften, zu Zielgruppen zusammen, wenn sie zufällig dasselbe Livestylekonzept teilen.“ Lakonisch, treffend und präzise recherchiert beschreibt die Journalistin Kathrin Hartmann die schleichende Entsolidarisierung unserer Gesellschaft auf allen Ebenen, die langsam jeden Winkel erreicht. Reich und Arm driften auch deshalb weiter auseinander, weil sie immer weniger voneinander wissen. Denn auch die Medien treiben durch Skandalisierung und Ausgrenzung diesen Prozess voran. Der Report zeigt deutlich, wie es sich die Elite inzwischen offen leisten kann, Armut zu ignorieren und zu verdrängen, und zwar materiell wie räumlich. Zudem setzt bereits die Mittelschicht immer rücksichtsloser ihre Interessen gegen die Armen durch: wohl auch aus Angst, selbst in den Niedriglohnsektor abzurutschen.

Kathrin Hartmann: Wir müssen leider draußen bleiben – Die neue Armut in der Konsumgesellschaft. Blessing 2012, 416 Seiten

Rainer Domisch und Anne Klein haben einen praktischen „Wie baue ich ein erfolgreiches Bildungssystem?“-Ratgeber geschrieben: Kinder werden in der Schule möglichst lange gemeinsam gefördert, das Konzept wird ständig evaluiert und an die Bedürfnisse der Lernenden angepasst. Rankings sind dabei überflüssig. Rainer Domisch hatte lange den Reformprozess des vielgepriesenen Systems in Finnland mitgestaltet und fasst nun seine Erfahrungen zusammen. Dort wurde das dreigliedrige Schulsystem bereits in den 1970er Jahren abgeschafft. Und wenn Kinder aus unterschiedlichen Schichten lange gemeinsam in einer Klasse sitzen, fördert das auch Frieden und Solidarität in der Gesellschaft.

Rainer Domisch: Niemand wird zurückgelassen – Eine Schule für Alle. Carl Hanser 2012, 240 Seiten