„Es konnte kein bequemes Buch werden.“ So beginnen Heike Kleffner und Matthias Meisner ihr Vorwort zur Sammlung „Unter Sachsen“. Das Echo auf ihr Projekt, für das sie zahlreiche profilierte Autorinnen und Autoren gewannen, bestätigt sie erneut. Zuletzt liefen CDU und AfD in Sachsen Sturm gegen eine Buchvorstellung auf dem Literaturfest in Meißen. Dabei bietet das Buch einen breit angelegten, gründlich recherchierten Blick auf die Radikalisierung der gesellschaftlichen Mitte im Freistaat seit 1990. Es führt auch vor Augen, wie Fremdenfeindlichkeit und Rassismus mit AfD und Pegida eine Plattform erhielten und wie jene, die sich ihnen entgegenstellten, von der Polizei alleingelassen wurden. „Unter Sachsen“ ist ein wichtiges Buch. Es schärft die Sinne für die darin beschriebenen Prozesse überall.

Heike Kleffner, Matthias Meisner (Hg.): Unter Sachsen – Zwischen Wut und Willkommen. Ch. Links 2017, 312 Seiten

Nicht weniger als eine „internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit“ will der Suhrkamp Verlag mit dem Band „Die große Regression“ anstoßen. Anlass waren die Diskussion über den Zustrom von Geflüchteten nach Deutschland und die Terroranschläge von Paris. Der Titel steht für ein Zurückfallen hinter ein sicher geglaubtes Niveau der Zivilisation. Die Autorinnen und Autoren, zu denen Nancy Fraser, Pankaj Mishra, Paul Mason und Oliver Nachtwey, liefern ihre Sicht auf jene tiefgreifenden Veränderungsprozesse, die uns alle nicht mehr loslassen. Viele Essays schlagen den Bogen von Globalisierungsrisiken zu Neoliberalismusrisiken und setzen sich vielschichtig mit den Folgen dieser Entwicklung auseinander. Der Band ist der lohnende Einstieg in eine hoffentlich breite Debatte.

Heinrich Geiselberger (Hg.): Die große Regression – Eine internationale Debatte über die geistige Situation der Zeit. Suhrkamp 2017, 320 Seiten