Ein Frame ist ein Deutungsrahmen, mit dessen Hilfe wir Worte und Ideen begreifen. So erklärt die Kommunikationsexpertin Elisabeth Wehling, was im Gehirn passiert, wenn wir hören oder lesen. Diesen Rahmen bilden unsere Erfahrungen, die wir auf verschiedenen Gebieten gesammelt haben. Wehling untersucht, wie es wirkt, wenn bestimmten Ereignisse sprachlich „eingerahmt“ werden: „Flüchtlingsflut“. Wer fürchtet sich bei einer Flut nicht, überrollt zu werden und unterzugehen? Weshalb wird dieser Begriff für Menschen benutzt, die selbst in Not geraten sind und Schutz suchen? Worte erzeugen Bilder und lösen Gefühle aus. Spannend und lehrreich führt die Autorin vor Augen, wie schnell Begriffe Schaden anrichten können und was Worte über jene verraten, die sie schreiben oder sagen.

Elisabeth Wehling: Politisches Framing. Wie eine Nation sich ihr Denken einredet – und daraus Politik macht. Herbert von Halem 2016, 224 Seiten

Der Soziologe Gilles Kepel gehört zu den renommiertesten Islam-Kennern und untersucht schon lange, welche Ursachen zur Radikalisierung von Muslimen führen. Dazu beschäftigte er sich beispielsweise intensiv mit der Situation in den Pariser Randbezirken. Sein jüngstes Buch enthält zahlreiche Interviews von ihm aus der Zeit vor der Präsidentschaftswahl und erklärt so auch deren Ergebnis. Seiner Meinung nach versuchen Dschihadisten, Frankreich in einen Bürgerkrieg zu treiben, und nutzen dafür den wachsenden Fremdenhass. Das stärkt schließlich rechtsradikale Parteien. Kepel befürchtet auch für Deutschland einen Bruch mitten durch die Gesellschaft, „sofern Zivilgesellschaft und Politiker nicht eine nüchterne Analyse des Phänomens angehen und sich weiter in Beschwörungen flüchten.“

Gilles Kepel: Der Bruch – Frankreichs gespaltene Gesellschaft. Übersetzt von Martin Weyerle; Antje Kunstmann 2017, 280 Seiten