Stünde im Mittelpunkt dieses Buches nicht ausgerechnet Tom Cruise, handelte es sich wahrscheinlich um die durchschnittliche Klatschbiographie eines Hollywoodstars, die sich über seinen Protagonisten verkauft. Auch wenn manche Schilderungen von Ereignissen und Gesprächen aufgebauscht wirken, beschreibt Andrew Morton präzise, auf welche Art und Weise Scientology den Schauspieler einfing und später für den Star zur Heimat wurde. Wie ihn zunehmend seine Kolleginnen und Kollegen vor der Kamera erlebten, schildert beispielsweise Renée Zellweger, Partnerin in Jerry Maguire – Spiel des Lebens: „Er spielte so gut, dass es schon fast bizarr war. Du schaust ihm in die Augen, und er ist wirklich da, wirklich in dich verliebt. Du konntest ihm ins Herz, in die Seele schauen. Und dann rief der Regisseur: ‚Cut‛. Tom verließ das Set, und du musstest die nächsten sechs Monate zum Therapeuten gehen.“ Morton porträtiert Cruise als erfolgsorientierten, zielstrebigen Macher, der Karriere und Umfeld weitgehend kontrollieren will. Da er aus einfachsten Verhältnissen stammt, suchte er während seines Aufstiegs Halt und Unterstützung. Beides fand er bei Scientology, die Sekte baute ihm seine heile Welt. Im Gegenzug wurde er ihr prominentester Botschafter. Für Morton zeigte sich bei der Realisierung des neuen Stauffenberg-Films Valkyrie im Sommer 2007, wie Cruise die Expansion der Sekte in Deutschland vorantrieb. Wurde zu Beginn der Dreharbeiten in Deutschland noch diskutiert, ob Cruise im Bendler-Block drehen darf, an einem Originalschauplatz im heutigen Verteidigungsministerium in Berlin, stellte er mit einer Charme-Offensive seine Kritiker ins Abseits: „Innerhalb weniger Wochen machte sich die Strategie bezahlt. Das deutsche Verteidigungsministerium winkte mit der weißen Fahne und genehmigte die Dreharbeiten an militärischen Stätten. Nach dieser Niederlage wurde dem Film ein Zuschuss von 4,8 Millionen Euro zugesprochen, weil er ein Thema der deutschen Geschichte behandelte.“ Mit diesem Buch porträtiert Andrew Morton den Schauspieler Tom Cruise und berichtet ausführlich über die Strategien und das System der Scientology-Sekte.

Andrew Morton: Tom Cruise – Der Star und die Scientology-Verschwörung. Übersetzt von Volker Zenwachs und Johanna Reischmann; Droemer 2008, 432 Seiten